„Der ist ja süß! Ist das dein Hund?“ rief eine fröhliche, piepsige Mädchenstimme Mike zu. Mike blickte kurz zu Max und antwortete wahrheitsgemäß: „Wir kennen uns seit gestern Abend und sind gerade dabei, Freunde zu werden.“ Das kleine, braunhaarige Mädchen mit den lockigen Haaren strahlte die beiden an. Da kam ihre Mutter und ermahnte sie: „Marie, wie oft muss ich dir noch sagen, dass du nicht einfach wildfremde Menschen ansprechen sollst?“ „Aber Mama, schau doch mal, der kleine Hund. Ist der nicht süß?“ Ihre Mutter entschuldigte sich bei Mike für die Störung und schaute ihn eingehend an. „Sie leben noch nicht lange auf der Straße, habe ich recht?“ Mike nickte verschämt. Er lächelte Marie sanft an und wandte sich an Maries Mutter. „Ich habe auch eine Tochter, leider lebt diese im Ausland und ich sehe sie nur ganz selten. Das letzte Mal ist lange her, zu lange.“
„Mama, Mama, so einen Hund wollte ich schon immer haben!“, unterbrach Marie die bedrückte Stimmung. „Können wir den kleinen Hund nicht einfach mit nach Hause nehmen? Bitte. Er lebt doch auf der Straße, bei uns ist es warm und kuschlig.“
„Marie, wenn wir den Hund einfach mitnehmen, ist der Mann bestimmt ganz traurig“, gab Maries Mutter zu bedenken. Sie blickte Mike auffordernd an. Doch Marie gab sich noch nicht geschlagen. „Dann nehmen wir halt beide mit nach Hause.“ Marie blickte Mike an: „Wo feierst du denn Weihnachten?“ Mike antwortet so freundlich wie es ihm möglich war: „Ich weiß noch nicht, kleine Prinzessin.“ „Ja, aber Weihnachten ist doch schon heute Abend?!“, wunderte sich Marie. Ihre Mutter unterbrach Maries Fragen und drängte zum Aufbruch. „Der Mann hat bestimmt keine Lust, dir deine ganzen Fragen zu beantworten, Marie. Wir sollten jetzt gehen. Sag lieb Auf Wiedersehen.“ Sie zog Marie an der Hand und nickte Mike und Max aufmunternd zu. Marie weinte und stampfte und wehrte sich, doch ihre Mutter zog sie weiter. Max und Mike schauten den beiden nach.
Und so verbrachten die beiden den 24. Dezember in einem Hauseingang eines Bürogebäudes in der Nähe des Weihnachtsmarktes. Es wurde Abend, die Straßen leerten sich wieder und es wurde kalt. Die beiden deckten sich mit ihrem Schlafsack zu und Max spürte, wie traurig Mike war.